St. Valentin in Wilzhofen

Geschichtliches
Die Pfarrei Wilzhofen ist schon sehr alt. So ist bekannt, dass im Jahre 1356 die Brüder Witolzhofer ihren gesamten väterlichen Besitz einschließlich des Pfarrbesetzungsrechts an Johann Meilinger von Schönleinsberg veräußerten. Von ihm kaufte das Kloster Polling das Besetzungsrecht am 25. Juli 1368. Das Patronat ging nach einer Urkunde vom 26. November 1470 an das Stift Polling.
Mit Auflösung des Stiftes Polling im Jahre 1806 wurde die Pfarrei Wilzhofen mit der Pfarrei Pähl vereinigt, am 25.2.1964 wurde sie dauerhaft mit der Pfarrei Wielenbach verbunden. Die Kirche selbst wurde 1568 auf der Karte von Apian erstmals abgebildet. 1631 wurde die heutige Kirche, im Kern spätgotisch, nach einem Umbau (vermutlich Erweiterung und Einbau von Fenstern) geweiht. Dies geht aus dem Weihebrief hervor, der in der Kirche ausgehängt ist.
Die heutige Ausstattung des Kirchleins, insbesondere der reiche Stuck stammt aus der Zeit um 1700, dem Übergang von Barock zu Rokoko.

Die Kirche
Wie die Weiheschrift aussagt, wurde die Kirche dem hl. Märtyrer Valentin (Valentin von Terni) als ersten Schutzpatron geweiht. Das Hochaltarbild zeigt ihn, wie er einen Kranken heilt. Interessant ist, das die Szene in eine Kleinstadtstraße verlegt worden ist. Die beiden Skulpturen neben dem Altarblatt zeigen den hl. Ulrich (links mit dem Fisch) und den hl. Augustinus (rechts mit dem flammenden Herz). Beide Figuren stammen, wie auch die kleine Engelschar, die sich rund um das Altarbild gruppiert, aus der Werkstatt des Weilheimer Bildhauers Franz Xaver Schmädl (1705-1777). Das Bild über dem großen Valentinsbild stellt die hl. Anna, Mutter der hl. Maria, mit Kind dar (Nebenpatron der Kirche).
Das Deckengewölbe ist reich geschmückt mit breiten Akanthusblattwerk, Engelsköpfen, Muscheln und Putten die die Deckengemälde einrahmen: Sie zeigen die Enthauptung (vorderes Bild) und die Verklärung (Mitte) des hl. Valentin. In den Kartuschen über den Fenstern sind die sieben Sakramente dargestellt – rechts Taufe, Firmung und Bußsakrament, links Ehe, Weihesakrament und Krankensalbung; das Altarsakrament ist passend vor dem Altar angeordnet. In weiteren Kartuschen dazwischen sind die acht Seligkeiten symbolisiert. Leider ist bei den meisten Bildchen die Schrift wohl übermalt worden.
Ein weiteres Schmückstück ist auch die Rokoko-Kanzel, ebenfalls aus der Schmädl-Werkstatt: Im unteren Bereich der reich verzierten Kanzel drei Putten, die göttlichen Tugenden, Liebe, Hoffnung und Glaube symbolisierend. Oben über dem Schalldeckel schwebt ein Posaunenengel, im Arm die Tafel mit den zehn Geboten, auf der Posaunenflagge der Hinweis „hört das Wort Gottes“.
Ein köstliches Stück der Bildhauerkunst ist der Taufstein: das Englein, das mit sichtbarer Leichtigkeit und Begeisterung das schwere Steinbecken trägt, die Figurengruppe auf der geschwungenen Abdeckung zeigt die Taufe Jesu durch Johannes.
Vier der Glasmalereifenster wurden anlässlich des 70-jährigen Geburtstags des bayerischen Prinzregenten Luitpold 1891 von den Bürgern gestiftet. Skizzen und Kartons fertigte der Münchner Historienmaler Julius Frank, hergestellt wurden sie von der Kunstanstalt Ostertag und Hartwein, München. Sie zeigen vorne links den Erzengel Michael mit Brustbild des Prinzregenten, vorne rechts die Patrona Bavarie mit bayerischem Wappen, seitlich rechts (Mitte) den hl. Ludwig mit Brustbild des Prinzen Ludwig, seitlich links (Mitte) den hl. Rupert mit dem Brustbild des Prinzen Ruprecht. 1893 kamen drei weitere Gasmalereifenster dazu: Darstellungen des hl. Isidor, des hl. Leonhard und des hl. Aloisius. Die einzelnen Stifter sind jeweils auf den Fenstern genannt.
Die heutige Orgel wurde im Jahre 1988 durch die Weilheimer Orgelbaufirma Garhammer gebaut. Sie verfügt über 7 Register.
An der südl. Außenseite der Kirche wurde um 1980 ein leider nur teilweise erhaltenes altes Fresko, wohl aus der Ersterbauungszeit der Kirche, freigelegt. Das Gemälde stellt vermutlich das Jüngste Gericht dar. Erhalten ist nur die linke Hälfte des Freskos, wo die Gerechten dargestellt sind (Vielleicht gab es in Wilzhofen zur damaligen Zeit nur Gerechte!) Die rechte Hälfte des Freskos fiel allem Anschein nach dem Einbau des Kirchenfensters (im 17. Jahrhundert ?) zum Opfer.

Bernhard Kölbl